399 neue Nachwuchslehrkräfte
Trotz bundesweitem Lehrermangel steigen die Bewerberzahlen in Hamburg
Erneut ist es in Hamburg gelungen, alle 399 Plätze für die zweite Phase der Lehrerausbildung mit Nachwuchslehrkräften zu besetzen. Während bundesweit der Lehrermangel zum Teil dramatisch zunimmt, gab es in Hamburg trotz einer Steigerung der Ausbildungsplätze um mehr als 40 Prozent immer noch doppelt so viele Bewerber (840) wie Ausbildungsplätze (399). Die Nachwuchspädagogen werden ab dem 1. August 18 Monate lang im Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung (LI) und in den Schulen ausgebildet. Bildungssenator Ties Rabe: „Die hohe Anzahl der Bewerbungen zeigt: Das Referendariat in Hamburg ist nach wie vor sehr beliebt. Zum ersten Mal seit Jahren ist die hohe Zahl der Bewerbungen in Hamburg sogar noch einmal von 764 im Februar auf 840 gestiegen.“ Normalerweise begrüßt der Bildungssenator alle neu Eingestellten persönlich in der historischen Aula des Landesinstituts, doch coronabedingt muss die Feier diesmal ausfallen. Stattdessen wendet sich Rabe in einer Videobotschaft an die 399 Nachwuchslehrkräfte, die diesmal in kleinen Gruppen von ihren Seminarleitern in Empfang genommen werden.
Bildungssenator Ties Rabe: „Ich freue mich sehr, dass es uns in Hamburg angesichts des Lehrermangels in Deutschland erneut gelungen ist, die hohe Zahl von Ausbildungsplätzen zu besetzen. Hamburgs Schulsystem genießt bei vielen jungen Bewerberinnen und Bewerbern einen guten Ruf.“ Aufgrund des hohen Lehrkräftebedarfs hatte Hamburg die Zahl der Ausbildungsplätze um über 40 Prozent von 570 auf 810 pro Jahr erhöht. Auf diese Weise können nun zwei Mal pro Jahr deutlich mehr junge Lehrkräfte für den Vorbereitungsdienst eingestellt werden als zuvor. Trotz der Erhöhung der Ausbildungskapazität liegt die Zahl der Bewerbungen in Hamburg immer noch deutlich höher als die Zahl der Ausbildungsplätze. Die Einstellungsquote über alle Lehrämter hinweg liegt aktuell bei 47,6 Prozent – das heißt: knapp die Hälfte aller Bewerberinnen und Bewerber hat einen Ausbildungsplatz in Hamburg bekommen.
Die Bewerbungen verteilen sich sehr unterschiedlich auf die einzelnen Lehrämter. Am begehrtesten waren wie schon in den vergangenen Jahren die Plätze für den Vorbereitungsdienst zum Lehramt an Gymnasien. Um die 146 Plätze konkurrierten insgesamt 439 Bewerberinnen und Bewerber, das entspricht einer Einstellungsquote von 33 Prozent. Für die 105 Plätze für das Lehramt der Primar- und Sekundarstufe I gab es 169 Bewerbungen (Einstellungsquote 63 Prozent), für die 45 Plätze für Berufsschullehrkräfte 72 Bewerbungen (Einstellungsquote 63 Prozent) und für die 57 Plätze für Sonderschullehrkräfte 79 Bewerbungen (Einstellungsquote 72 Prozent). Für das neu eingeführte Lehramt an Grundschulen wurden 46 von 81 Bewerbern eingestellt.
Das Durchschnittsalter der neu eingestellten Nachwuchslehrkräfte liegt aktuell bei 30,6 Jahren und ist damit im Vergleich zum Vorjahr relativ konstant geblieben (30,8 Jahre im August 2019). Vergleicht man die letzten fünf Jahre, pendelt sich das Durchschnittsalter bei 30 Jahren ein, lag schon einmal deutlich darunter (29,2 im Februar 2015) oder auch deutlich darüber (32,6 im August 2017). Die jüngsten Referendare findet man aktuell in den Grundschulen mit einem Durchschnittsalter von 26,7.
In Hamburgs Grundschulen findet man nicht nur die jüngsten Lehrkräfte, sondern hier ist auch der Anteil an weiblichen Nachwuchslehrkräften am höchsten: 95,7 Prozent der Referendare für das neu eingeführte Lehramt an Grundschulen sind weiblich und stehen damit gerade mal zwei männlichen Referendaren gegenüber (4,3 Prozent). Über alle Schulformen hinweg sind 30,25 Prozent der neu Eingestellten männlich, das ist ein leichter Anstieg gegenüber dem vorherigen Einstellungstermin: Im Februar 2020 waren 29 Prozent der neuen Referendare männlich. Am höchsten ist der Anteil der männlichen Nachwuchslehrkräfte an den berufsbildenden Schulen (53 Prozent), gefolgt von den Gymnasien mit 40 Prozent, an dritter Stelle liegt das Lehramt an Primarstufe und Sekundarstufe I mit 23,6 Prozent, an vierter Stelle das Lehramt an Sonderschulen mit 21 Prozent.
Die Leistung aller neu Eingestellten kann sich sehen lassen: Der Notendurchschnitt liegt bei 1,79. Am besten sind die Durchschnittszensuren der neuen Referendare im Lehramt Sonderpädagogik mit 1,62, gefolgt von den Referendaren an Grundschulen und Gymnasien, die jeweils die Durchschnittsnote 1,75 haben. Wie bereits in den letzten Jahren werden auch diesmal Lehrkräfte in den Vorbereitungsdienst aufgenommen, die im Ausland eine in Deutschland nicht anerkannte Lehramtsqualifikation abgeschlossen haben. 22 Referendare haben diesmal die Möglichkeit, durch den Hamburger Vorbereitungsdienst ohne ein erneutes Studium eine Zulassung für ein Lehramt in Deutschland zu bekommen.
Die Anzahl der Quereinsteiger, die für sogenannte Mangelfächer eingestellt werden, liegt bei 9,5 Prozent – das sind 38 Personen. Als Quereinsteiger gelten in Hamburg Bewerberinnen und Bewerber, die wie alle anderen auch ein komplettes Masterstudium mit zwei Unterrichtsfächern vorweisen können, aber in ihrem Studium nicht das Fach Pädagogik studiert haben. Dieser Mangel wird in der zweiten Phase der Lehrerausbildung durch intensive Begleitung behoben. Quereinsteiger werden in Hamburg nur dann eingestellt, wenn für bestimmte Schulformen und Unterrichtsfächer zu wenig reguläre Bewerbungen vorliegen. Das gilt seit Jahren beispielsweise für das Unterrichtsfach Elektrotechnik an Berufsschulen. Über die Lehrämter verteilt beginnen an den Gymnasien 23 Quereinsteiger ihr Referendariat, an der Primar- und Sekundarstufe I sind es acht Personen, an den Berufsschulen fünf und im Lehramt Sonderpädagogik zwei.